732 Jahre Schweizerische Eidgenossenschaft  – Grund genug zu feiern und nach der Corona-Krise erst recht!


    KOLUMNE                      Bärentatze


    (Bild: zVg)

    Diese Feier soll uns jedoch auch nachdenklich stimmen. Wir sollten Nachdenken über die wahren Werte. Alle rennen heute nur noch dem Geld nach. Unter der Globalisierung zu leiden hat der Mittelstand, dieser ist heute besonders hart betroffen. Dies ist gefährlich, denn der Mittelstand ist nach wie vor die tragende Säule unserer Gesellschaft und muss es auch bleiben. Wir laufen Gefahr, dass wir diesen Mittelstand mit ständig steigenden Steuern und Krankenkassenprämien überfordern und damit Familien in ihrer Existenz gefährden. Ich denke aber auch an die Landwirtschaft und den Bauernstand, der durch eine grenzenlose Öffnung und den damit verbundenen ruinösen Kampf um tiefere Preise noch mehr in Bedrängnis geraten wird.

    Es käme ja kaum jemandem in den Sinn, an einer privaten Geburtstagsfeier dem hohen Jubilar seine früheren Fehler vorzuhalten und diese breit auszuwalzen. Darum machen wir das mit der Schweiz auch nicht, auch wenn eigentlich allen klar ist, dass es in diesem Land langsam eng wird und die Personenfreizügigkeit auch künftig noch viel mehr Menschen in unser Land locken wird. Die 10-Millionen-Schweiz rückt näher und näher

    Erinnern wir uns also vielmehr an die positiven Seiten des Jubilars oder eben unseres Landes, denn die Schweiz ist ein topaktuelles Erfolgsmodell und eigentlich müsste die EU der Schweiz beitreten.

    Eine positive Seite ist zum Beispiel, dass längst nicht alle Menschen, welche Anspruch auf Fürsorge- und Ergänzungsleistungen haben, diese auch geltend machen. Warum? Vielleicht sind sie einfach mit weniger zufrieden, ich denke da insbesondere an die ältere Generation, die sich gewöhnt ist, in bescheidenen Verhältnissen zu leben. Der Krieg und der harte Einsatz für unser Land hat ihr Leben geprägt und gerade diese älteren Leute werden heute in der ganzen Diskussion um die Geschichte der Schweiz im 2. Weltkrieg leider mit vielen ungerechtfertigten Vorwürfen überhäuft. Ich denke aber auch an die Leute in Ihrer Region, welche schon immer mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten und dies wohl auch in Zukunft so bleiben wird. Auf dem Land rennt man nicht für jedes «Bobo» zum Arzt und holt noch eine Zweitmeinung eines anderen Arztes ein.

    Der Geburtstag unseres Landes ist für mich daher die Gelegenheit, all denjenigen zu danken, die mitgeholfen haben, dass wir den 1. August 2023 überhaupt miterleben dürfen und auch all denjenigen, die mithelfen, dass unsere Sozial- und Krankenkassenkosten nicht ins Unermessliche steigen.

    Wir leben heute von der Substanz und jede Substanz geht einmal zu Ende, nicht nur die finanzielle auch die gesundheitliche. Unser Land muss sich in jeder Beziehung grundlegend erneuern, es muss Marktnischen und Standortvorteile konsequent nutzen. Das Bankkundengeheimnis ist nur ein Beispiel davon. Der entscheidende Impuls und Rettungsanker liegt also sicher nicht im EU-Beitritt werte Leserinnen und Leser. Unser Land im Herzen Europas muss den Aufschwung aus eigener Kraft schaffen, alles andere ist Illusion und nicht von Dauer.

    «Der Aufschwung beginnt im Kopf!» Es liegt an uns. Jammern bringt uns nicht weiter. Sagen Sie offen und ehrlich Ihre Meinung, zeigen Sie Gefühle und geben Sie auch mal einen Fehler zu. Nur wer nichts macht, macht keine Fehler. Wir müssen wieder etwas wagen und unsere Positionen energisch verteidigen, gerade unsere heutige Landesregierung ist da leider kein leuchtendes Beispiel. Die Aussprüche «das geht nicht» oder «das haben wir noch nie so gemacht» sind billige Entschuldigungen. Die Schweiz braucht alle: alt und jung, arm und reich – gemeinsam werden wir Erfolg haben und müssen endlich wieder etwas wagen!

    Es ist von Nöten, dass wir den Stellenwert der Verwandten- und Nachbarschaftshilfe erhöhen. Zuviele Leute leben heute in unserem Land alleine und einsam, das müsste nicht sein. Gerade den Leuten in der Stadt muss man zurufen: «Geben Sie etwas von Ihrer Zeit an andere weiter, investieren Sie nicht nur an der Börse, sondern auch in Beziehungen. Das echte Leben findet nicht im Internet und auf dem Handy statt! Vergeben Sie kleine Fehler, kümmern Sie sich um Ihre Grosseltern, Eltern, Kinder und Freunde, wenn diese einmal nicht mehr unter uns sind, ist es dazu für immer zu spät, man kann Versäumtes nicht nachholen, auch für alles Geld der Welt nicht.» Es hat übrigens nicht alles mit Geld zu tun was wir machen, ein Lächeln kostet nichts und denken übrigens auch nicht!

    In die Zukunft investieren können wir aber nur, wenn wir an diese glauben. Glauben auch Sie an die Zukunft unseres Landes – es ist unsere Heimat, die wir künftigen Generationen erhalten müssen. Es lohnt sich, denn die Schweiz ist kein Land wie jedes andere. Wir sind die älteste Demokratie der Welt, die Hälfte aller Volksabstimmungen auf dieser Welt wurde bei uns durchgeführt. Wir sind ein Hort der Freiheit und eine Zufluchtstätte für echte Verfolgte, so im 2. Weltkrieg für die Polen, 1956 für die Ungarn und Tibetaner und 1968 für die Tschechen. Dies ist echte Solidarität. Echte Solidarität heisst, sich für schwache und hilfsbedürftige Menschen und Gebiete einsetzen. Wer nicht aus eigener Kraft ein menschenwürdiges Leben führen kann, hat Hilfe verdient. Nicht wer am frechsten ist, soll Hilfe erhalten.

    Die Schweiz hat eine lange Tradition der Humanität. Diese soll so bestehen bleiben, Hilfe an Menschen in Not können, ja müssen wir uns leisten können. Wer jedoch unser Gastrecht missbraucht, hier Straftaten begeht, mit Drogen handelt oder nicht bereit ist, sich zu integrieren, hat hier nichts zu suchen! Für echte Hilfe braucht es darum auch keine Solidaritätsstiftung, sondern schlicht und einfach gesunden Menschenverstand.

    Unser irdisches Leben hört irgendeinmal auf, aber das Land Schweiz wird weiterbestehen, wenn wir dazu Sorge tragen. Geniessen wir daher unsere verbleibende Zeit auf diesem schönen Flecken Erde. Spätestens nach dem nächsten Auslandaufenthalt stellen wir nämlich wieder fest – in der Schweiz ist es halt doch am schönsten!

    Vor vielen Jahren hat eine Schülerin mir aus Guggisberg geschrieben: «Ich wünsche mir, dass es nie mehr Krieg gibt und es in der Schweiz immer so schön bleibt wie es ist.»

    Das wünsche ich mir auch und Ihnen wünsche ich einen schönen 1. August!

    Einen Nationalfeiertag, an dem möglichst viele schöne Schweizerfahnen im Wind wehen! Zeigen Sie Flagge, es gibt genug Gründe, dies ist nicht überheblich, hat aber trotzdem mit Stolz zu tun!

    .

    Thomas Fuchs


    ZUR PERSON

    Thomas Fuchs ist Grossrat sowie alt Nationalrat, Präsident der SVP Stadt Bern und Präsident der Berner Samariter, Geschäftsführer des Bundes der Steuerzahler und im Militär Oberst. Er ist in Bern geboren und aufgewachsen und Herausgeber der Zeitungen Bern Aktuell, DIE IDEE, den Pro Libertate Mitteilungen und dem PIKOM-Info.

    Mehr erfahren Sie unter: www.fuchs.tv

    Vorheriger ArtikelGlücksmomente erleben – Lassen Sie sich von der neuen Knie-Show 2023 verzaubern
    Nächster ArtikelRegionalmuseum Chüechlihus trifft Emmentaler Schaukäserei